Eheprobleme lösen durch Paartherapie?
Was kann eine Paartherapie leisten?
Um eine etwaige aufkommende Illusionen gleich vorweg zu nehmen: Therapeuten können die Probleme eines Menschen oder eines Paares nicht lösen. Sie unterstützen jedoch die Menschen individuell auf ihrem eigenen Weg oder helfen, diesen zu finden. Das kann man sich wie in der Schifffahrt vorstellen: Der Therapeut ist der Lotse, aber das Schiff wird vom Kapitän bzw. zwei (gleichberechtigten!) Kapitänen gesteuert. Auf Paartherapie bezogen, bilden Sie eine dritte Sichtweise, leisten Hilfestellung bei der Kommunikation und befördern die eigentlichen Themen an die Oberfläche.
Was das Thema Untreue angeht, sind die Gemüter immer sehr erhitzt und dem Paar gelingt es kaum konstruktive Gespräche führen, weil die Verletzungen und Vorwürfe im Vordergrund stehen und meistens in nicht enden wollenden und destruktiven Streitspiralen mit immer dem gleichen Ende landen. Freunde und Verwandte können dabei auch selten helfen, was daran liegt, dass sie mindestens mit einem der beiden Partner emotional verbunden sind und damit voreingenommen.
Das Fremdgehen umfasst einen Großteil der Konflikte, mit denen Paare zu mir kommen. Ich bin kein Freund davon, Dinge unter den Teppich zu kehren, weil das die eigentlichen Probleme nicht löst, sondern sie nur verdrängt. Durch Außenbeziehungen werden Schwierigkeiten in der Kernpartnerschaft häufig ausgelagert und spätestens nach dem Bekanntwerden einer Affäre sind die Probleme in der Regel größer als vorher.
Dennoch lohnt es sich, Untreue in ihrer Komplexität und darin enthaltenen Chance zu betrachten, statt vorschnell mit Bewertungen über Schuld und Moral zu agieren. Und hier macht Therapie durchaus Sinn und ist zugleich eine große Herausforderung für ein Paar. Ich erlebe es oft, dass die Beteiligten dadurch zum ersten Mal richtig ins Gespräch kommen und sich wirklich beginnen mit einer notwendigen Tiefe auseinanderzusetzen, denn genau hier liegt die Chance für ein Paar, die Beziehung zu prüfen und neu zu definieren.
Es gibt zahlreiche Gründe für einen Seitensprung und man darf nicht automatisch davon ausgehen, dass es sich um Unzufriedenheit in der Partnerschaft handelt, allerdings ist laut Statistik diese Ursache als Grund am häufigsten vertreten. Die Suche nach Bestätigung, die Flucht vor Nähe sowie Neugier und Nachholbedarf sind in der Praxis ebenso vertreten. (Zum Weiterlesen: Andrea Bräu – Es war doch nur Sex!*)
In der Therapie gelingt es unter Moderation des Therapeuten in der Regel besser, den notwendigen Raum für Austausch und Verarbeitung des schmerzhaften Fremdgehens zu bieten. Die Bedürfnisse der Beteiligten sind sehr unterschiedlich und es wird in den Sitzungen versucht, einen Weg zu finden, der für alle Betroffenen begehbar ist und das ist einem geschützten Rahmen.
Fazit:
Neben Kommunikationsproblemen und Streitereien über vielfältige Themen, nehmen Affären einen Großteil der paartherapeutischen Arbeit ein. Fremdgehen und Seitensprünge sind nichts Neues. Neu dabei aber ist, dass immer mehr Menschen Therapie als Hilfestellung bei Beziehungskonflikten in Anspruch nehmen und das wiederum zeigt doch, dass eine gelungene Partnerschaft auch in den heutigen Zeiten einen sehr hohen Stellenwert hat – oder gerade deshalb?
Autorin dieses Fachartikels ist die Buchautorin, Einzel-, Paar- und Familientherapeutin Andrea Bräu.
Buch: Es war doch nur Sex!*
Website: http://www.beziehungspraxis.de
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