Ehekrise durch Fremdgehen
Krisen gab es schon immer und wird es auch immer geben. In einer langjährigen Partnerschaft sowieso. Es gibt keine Beziehung, die nicht in bestimmten Phasen oder Übergängen damit zu kämpfen hätte. Aber, wie wir ja alle wissen, sind Krisen die Voraussetzung für Wachstum und Weiterentwicklung. Solange alles „happy go lucky“ läuft, wächst nichts und niemand. Leider!
Beim Ehebruch, der im heutigen Sprachjargon eher Fremdgehen oder Seitensprung heißt und längst kein Privileg der Ehe mehr ist, handelt es sich um eine extrem schmerzhafte Krise, die mit tiefen Verletzungen einhergeht. Das kommt in vielen langjährigen, aber manchmal auch kurz andauernden Partnerschaften vor. Statistisch gesehen geht jeder Zweite fremd – Männer wie Frauen. Dass die Frauen hier bedeutend aufgeholt haben, ist aber auch das Einzige, was sich im Laufe der Zeit verändert hat. (Zum Weiterlesen: Es war doch nur Sex*)
Der Seitensprung ist sehr oft Auslöser, aber nicht Ursache der häufig schon lange schwelenden Konflikte innerhalb der Beziehung. Leider werden diese zu selten in einer echten Auseinandersetzung ausgetragen und wirklich gelöst und es bietet sich gern der naheliegende und zunächst einfach erscheinende Weg in Form eines Seitensprungs oder einer Affäre an.
Dadurch lösen sich die Probleme in der Kernbeziehung jedoch kaum auf. Im Gegenteil, für die meisten Menschen hört beim Fremdgehen der Spaß auf und gar nicht selten endet die Partnerschaft allein durch das Bekanntwerden des Seitensprungs oder der Affäre abrupt. Wenn man den Statistiken auch hier Glauben schenken möchte, wird als Hauptgrund für das Fremdgehen Unzufriedenheit in der Partnerschaft genannt. Und hier wiederum besonders die sexuelle Unzufriedenheit.
Natürlich gibt es zahlreiche Gründe, die Menschen dazu veranlassen, eine Außenbeziehung einzugehen, die gar nichts mit der bestehenden Partnerschaft zu tun haben, sondern vielmehr an den eigenen Problemen des aktiven Fremdgängers festzumachen sind.
In meiner Praxis zeigt sich, dass ein Paar gerade durch einen Seitensprung häufig erst richtig ins Gespräch kommt, die Beziehung genauer beleuchtet wird und es zu echter Auseinandersetzung kommt. Gelingt es dem Paar, die Flinte nicht voreilig ins Korn zu werfen, kann daraus eine neue Art der Beziehung entstehen. Das wäre die eigentliche Herausforderung.
Das Ego des Passiven ist immer schwer angeschlagen, Vorwürfe, Wut, Trauer, Verzweiflung, Angst und Vertrauensverlust sind nur ein Auszug aus den Gefühlen, die bei ihm hochkommen können. Der Aktive leidet mehr unter der moralischen Schuld, die er auf sich geladen hat, aber auch unter vielfältigen Ängsten vor dem, was kommt.
Durch die Arbeit mit den betroffenen Paaren werden häufig Themen an die Oberfläche geholt, über die nie oder nicht intensiv genug gesprochen wurde; die so genannten „Leichen“ kommen hoch. Das ist wichtig, um der sich jetzt möglicherweise neu entwickelnden Partnerschaft eine andere Qualität zu geben oder sich sogar mit den Gedanken an eine mögliche Trennung zu beschäftigen.
Fazit:
So schmerzhaft das Thema Fremdgehen auch ist, eine echte Auseinandersetzung lohnt sich in meinen Augen immer.
Manchmal braucht es gerade diese Art der Erfahrung, damit ein Paar wieder oder endlich ins Gespräch kommt und sich um seine Beziehung kümmern kann.
Autorin dieses Fachartikels ist die Buchautorin, Einzel-, Paar- und Familientherapeutin Andrea Bräu.
Buch: Es war doch nur Sex*
Website: http://www.beziehungspraxis.de
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